Badische Zeitung vom 17.11.2009
Das Herbstkonzert des 1. Akkordeon Orchesters Emmendingen (AOE) war eine Gala der Extraklasse. Es stand unter dem Motto “Niemals geht man so ganz …”, war jedoch zugleich ein bravouröser Abschied von Elvira Müller, der Dirigentin des Konzertorchesters. Sie hatte auch die musikalische Gesamtleitung des AOE inne. Nun übergab sie den Dirigentenstab an Ronny Fugmann.
Stehend und mit viel Euphorie applaudierte das Publikum in der fast vollbesetzten Steinhalle der überaus beliebten und musikalisch sehr erfolgreichen Dirigentin. Patrick Müller, Sohn der Dirigentin und Vorsitzender des AOE, stellte das Lebenswerk seiner Mutter in den Mittelpunkt seiner Rede: “Du hast rechtzeitig zugefasst und lässt auch wieder rechtzeitig los. Dafür danken wir dir.” Und Ehrenvorsitzender Herbert Schmitz ergänzte: “Es war eine hervorragende, tolle Zeit mit ihnen. Sie übergeben ein Konzertorchester, das vollkommen ist.”
Die Taktstockübergabe an Ronny Fugmann war eine Zeremonie. Auf einem roten Samtkissen überreichte Fugmann der “großen Dame” der Musik einen goldenen Taktstock. Elvira Müller gab dann den Taktstock für das Konzertorchester an Fugmann weiter. Danach wurde die Steinhalle in buntes Licht getaucht, das Konzertorchester setzte mit dem Stück “Modern Festival”, das Fugmann komponiert hatte, ein. Mit einem Abschiedslied überraschten Elionor Amini und Clemens Brandwein.
Überrascht und überwältigt dankte Elvira Müller allen, die ihre musikalische Arbeit erst ermöglicht hätten. Dank gab es vor allem für ihren Ehemann Gerhard. Seit 50 Jahren ist Elvira Müller aktiv, zuerst beim HACE, später beim AOE. Dafür wurde sie auch von Christian Ott vom Deutschen Harmonika Verband (Bezirk Breisgau) geehrt.
Das gesamte Herbstkonzert des AOE war ein musikalischer Abend voller Leidenschaft und Melancholie. Alle Spielerinnen und Spieler gaben ihr Bestes. Dies zeichnete sich bereits ab beim Auftritt des Jugendorchesters unter Leitung von Fugmann. Es spielte zunächst die “Festival-Fanfare”, ein furioser Beginn. Das steigerte sich indes mit der “Ballade pour Adeline” und dem Medley von Christian Bruhn.
Welche Vielfalt aus dem Balginstrument, auch Ziehharmonika oder Handorgel genannt, herauszuholen ist, das zeigte das Ensemble des AOE. Drei Frauen und zwei Männer bewiesen dies mit dem “Largo-Allegro” von Händel und zwei Stücken von Haydn, die Abschieds- und Passionssymphonie “Allegro assai” und “Presto-Adagio-Allegro”.
Der Höhepunkt des Konzertabends war jedoch der letzte Auftritt des Konzertorchesters unter Leitung von Elvira Müller. Schwungvoll, eingängig und höchst anspruchsvoll präsentierten sie sich mit der “Leichten Kavallerie” von Franz von Suppé, eine Wiener Operette, die überaus gekonnt dargeboten wurde. Immer wieder begeisterter Applaus des Publikums. Klasse und Professionalität bewies das Orchester auch bei den weiteren Stücken. Konzertante, feurige und akkurate Tastenklänge begeisterten und zeigten einmal mehr den gekonnten Umgang mit dem Akkordeon. Alle bewiesen ihr enormes Können und ihren hohen Grad von Musikalität. Dabei zeigten sie auch den gekonnten Umgang moderner Ausdrucksmittel, wie Geräuschen oder Clustereffekten, um damit expressive und tonmalerische Wirkungen zu erzielen. Es war ein Abend voller musikalischer Leidenschaft, aber auch ein Stück des Abschieds. Wer diesen Abend nicht erlebt hat, hat viel versäumt.
Ehrungen: Vom Deutschen Handharmonika-Verband wurden geehrt: für 50 Jahre: Elvira Müller, Horst und Ursula Heitauer; für 40 Jahre: Marlies Löffler; für 25 Jahre: Andrea Meier und Manfred Bühler. Vereinsehrung: Roland Graf, er war 20 Jahre im Vorstand tätig.
Autor: Pia Grättinger